Montag, 27. Juli 2009

Lasst uns nicht im Stich!

Jennifer Kulik

Sommerferien-schon nach der ersten Woche sind viele Schüler von all der Freizeit recht ermattet, Berlin kommt dank S-Bahn nur schleppend voran, und auch im Bundestag weht der Wind stiller, weil viele Politiker im Urlaub sind. Doch nach der Ruhe kommt der Sturm, und den bereiten die Bezirke gerade vor.

Sie planen in ihrer finanziellen Not, öffentliche Jugendfreizeiteinrichtungen an freie Träger abzugeben. Der Impuls kam von einem aktuellen Gutachten einer Unternehmens-beratungsfirma, die herausfand, dass das Betreiben von Jugendclubs durch die öffentliche Hand nicht effizient ist. Freie Träger könnten kostengünstiger arbeiten. Nachdem die Mitarbeiter der Jugendclubs lange nicht über die Pläne informiert wurden, ging nun berlinweit ein Brief bei den meisten Einrichtungen ein, in dem die Bezirksstadträte und Jugendamtsdirektoren erklären, dass das Betreiben von Jugendfreizeiteinrichtungen keine Kernaufgabe des Jugendamtes sei und daher nach und nach an die Träger der freien Jugendhilfe übertragen werde.

Keine Kernaufgabe? Es darf nicht sein, dass sich der Staat seiner Verantwortung gegenüber der Jugend entzieht. Geht die Erziehungsarbeit vollständig in private Hand über, drohen viele Freizeitangebote, kostenpflichtig zu werden. Einige Einrichtungen werden über kurz oder lang wegen fehlender Mittel schließen müssen, denn die Jugendämter haben nicht die Pflicht, die freien Träger zu finanzieren. Die Erziehung von Jugendlichen ist eine verantwortungsvolle und wichtige Aufgabe. Der Staat darf diese nicht aus der Hand geben und sie finanzschwachen und personalarmen privaten Betreibern überlassen.

Vielleicht erschließt sich für eine Unternehmensberatungsfirma nicht, dass man Nutzen nicht nur anhand von Geld messen kann. Staatliche Jugendclubs tragen maßgeblich zur Verbesserung unserer Gesellschaft bei und fangen die Erziehungsarbeit auf, die in Elternhaus und Schule zu kurz kommt. Wenn man hier investiert, kann man an anderer Stelle sparen! Etwa bei der Finanzierung von Schulfächern zur Drogenprävention, wie sie die Drogenbeauftragte Sabine Bätzing momentan einrichten will. Es ist grotesk, dass der Staat aus fehlendemVerantwortungsbewusstsein an der Jugend spart und dann Geld dafür ausgeben will, um die Konsequenzen auszubügeln, die sich daraus ergeben.


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